Hallo Nachbarschaft,
wir hatten viel zu tun, deswegen hat es leider etwas länger gedauert mit
dem Newsletter und deswegen ist der auch etwas Länger. Entschuldigt
bitte, die nächsten kommen früher und werden wieder kürzer.
Im Anhang findet ihr den Newsletter auch als PDF, falls die Email nicht
gut formatiert ist.
offene WLANs:
Vor einigen Tagen hatten wir euch gefragt, ob ihr offene WLANs kennt.
Viele Menschen haben keinen eigenen WLAN-Anschluss und nutzen deswegen öffentliche WLANs zum Beispiel in Bibliotheken. Orte, die jetzt nicht mehr zugänglich sind.
Ein Mensch schrieb uns Folgendes: Im Westwerk in der Vorhalle von Konsum und allgemein um das Westwerk herum gibt es mehrere offene WLANs. Diese heißen “Freifunk” bzw. “LibreMesh”.
Ein Nachbar hat Lust sich mit anderen zusammen Gedanken darüber zu
machen, wie mehr W-LANs geöffnet werden können. Er ist ok damit, dass wir hier seine Mail rumschreiben, meldet euch gerne bei ihm Georg:
mail@georg-krause.net
Eine Karte vom Projekt Freifunk mit WLANs findet ihr hier:
[http://karte.leipzig.freifunk.net%3A8018/meshviewer2/build/%23%21/de/map->http://karte.leipzig.freifunk.net%3A8018/meshviewer2/build/%23%21/de/map]
Radio
Menschen aus Hamburg und dem Ruhrpott machen nun ein eigenes
Internetradio, um gemeinsam durch die Corona-Zeit zu kommen und
gesellschaftliche Hintergründe zu beleuchten, hört doch gerne mal rein,
es ist wohl 24-Stunden am Tag bespielt: https://radio.nrdpl.org/live/
Newsletter jetzt als pdf
Auf Wunsch einer Helfenden Person, gibt es den Newsletter nun auch immer als PDF zum runterladen auf der Webseite:
https://solidarwest.noblogs.org/newsletter/
Helfen! Flyern!
Wer gerade Lust hat zu helfen und noch unausgelastet ist, weil sich die
Hilfsanfragen noch in Grenzen halten. Kann uns gerne durch Flyern
unterstützen. Der erste Schwung Flyerrunde hat gezeigt, dass dies gerade
das A und O ist, um die Nachbarschaft noch zu erreichen. Gleichzietig
geht uns anscheinend gerade die Puste aus, weiter Haustüren zu bekleben.
Auf unserer Webseite findet ihr zwei verschiedene Vorlagen zum
Selberausdrucken. Wenn ihr keinen eigenen Drucker habt, schreibt uns
gerne: Morgen abend (Samstag) gegen 17Uhr und Sonntag gegen 17Uhr kann auch wer von uns eine Fahrradrunde machen und euch größere Stapel Flyer mitbringen (schreibt dann bitte welche Version ihr wie oft wollt ) Es ist gerade jetzt in der Phase megawichtig rumzulaufen und diese Haustürflyer anzubringen. Nur dadurch erreichen wir wirklich alle im Viertel und können uns jetzt gemeinsam vernetzen für das was auf uns
zukommt.
Schreibt uns gerne, in welchen Straßen ihr geflyert habt, damit wir da
ein bißchen die Übersicht behalten können.
Geld/Hartz-IV-Beratung
Wie wir es befürchtet haben, trifft die Pandemie jetzt schon vor allem
prekäre Menschen.
Von der Taxifahrerin zum Sexarbeiter, vom Kellner bis zur Messebauerin
stehen viele schon jetzt ganz konkret vor der Frage, wie noch Miete und
andere Rechnungen bezahlen. Das “Hilfspaket” der Bundesregierung ist
hierbei ein schlechter Witz, soll es doch vor allem zinslose Kredite
ermöglichen. Viele (Schein-)Selbstständige sind jedoch jetzt schon hoch
verschuldet. Was bringen 15.000€ Überbrückungskredit, wenn wir
angesichts unserer “normalen” Einkünfte niemals die Chance haben werden, diese zurückzuzahlen?
Vielen Menschen wird deswegen nichts anderes übrig bleiben, als sich
jetzt vorläufig arbeitslos zu melden.
Immerhin ist die Behörde dort gerade dermaßen überfordert, dass das
Prozedere extrem vereinfacht wurde.
Wir haben uns sagen lassen, dass die Hotline der Bundesagentur
dauerüberlastet ist. Es reicht aber auch ein einfaches Fax mit einem
formlosen Antrag an das Jobcenter zu schicken, dieses schickt euch dann
die Dokumente, die ihr braucht zu.
Wichtig ist vor Allem, dass ihr den Antrag bis Dienstag per Fax
abgeschickt habt. Dann bekommt ihr für den März noch Geld. Das ist mit
Miete und Krankenversicherung ein Betrag von bis zu über 1000€. Ein
Freund hat einmalig angeboten, für euch zur Verfügung zu stehen und euch beim Ausfüllen zu helfen. Er hat eher Erfahrung mit Hartz-IV als ALGI.
Er bietet an, Montag abend eine Telefonsprechstunde zu machen. Wenn ihr dieses Angebot annehmen wollt, dann schreibt ihm bitte bis spätestens
Sonntag Abend an: tmuentzer@riseup.net
Hier noch ein nützlicher Link, für alle, die jetzt Anträge schreiben
müssen: http://solidarisch.org/tipps-fuer-den-alltag/
Solidarwest Multilingual
Wir arbeiten emsig daran, unsere Struktur auch für Menschen zu öffnen,
die Deutsch nur schlecht verstehen. Dafür gibt es jetzt die AG
Multilingual. Es wird hierfür ein eigenes Telefon und eine eigene
Emailadresse geben und Menschen mit verschiedenen Sprachfähigkeiten
miteinander vernetzen. Die AG freut sich über Unterstützung, wenn ihr
dort mitmachen wollt, schreibt gerne an
“solidarwest-multilingual@riseup.net”
und nach diesen praktischen Informationen noch etwas in eigener Sache:
Was gerade gesellschaftlich passiert ist mehr als bedenklich.
Warum werden Fabriken offen gehalten, aber Kindergärten geschlossen?
Warum wird unser privates Leben massiv eingeschränkt, aber die
Wirtschaft möglichst geschont?
In Leipzig werden Ärzt*innen in Kruzarbeit geschickt und gleichzeitig
erreichen wir als Organisation manchmal keine auskunftsfähigen Leute im Gesundheitsamt.
Während Geflüchtete nicht aus den Lagern gelassen und endlich dezentral untergebracht werden, sollen sie nun eingesetzt werden, um Spargel zu stechen.
Gefangene werden dazu gezwungen Atemschutzmasken zu nähen, während die Gesundheitsversorgung in den Knästen miserabel ist.
Und während einige von den Balkonen “Ode an die Freude” abspielen, hat Deutschland gerade beschlossen, keine Geflüchteten überhaupt mehr
aufzunehmen und stehen die Lager an den europäischen Außengrenzen kurz vor einer humanitären Katastrophe.
Wir empfinden die gesellschaftliche Dynamik gerade extrem beklemmend.
Gerade Sachsen tut sich mit einem diffusen aber extrem repressiven
Ausgangsverbot hervor und überall in den sozialen Netzwerken wird
massiver Druck ausgeübt, dass alle zu Hause bleiben sollen. Das Problem
der Pandemie wird damit extrem individualisiert, wir haben im letzten
Newsletter schon auf das Problem häuslicher Gewalt hingewiesen und
herausgestrichen, dass es viele Menschen gibt, für die dieser gesellschaftliche Druck gerade massiv negative Konsequenzen hat. Wir
denken weiterhin:
Die Pandemie ist ernst und wir sollten alle verantwortungsvoll damit
umgehen. Die Lösung kann aber nicht ein massiver Druck auf die einzelnen Menschen und eine generelle Beschneidung ihrer Grundrechte sein. Die Lösung ist und bleibt: ein verantwortungsvoller, aber solidarischer und kollektiver Umgang mit dem Problem.
Dazu steht nun auch nochmal ein Text auf:
https://solidarwest.noblogs.org/hintergrunde/
Wir wollen hier gerade keinen Grundsatztext schreiben, stattdessen nur
einige *Leseempfehlungen:*
Zum Thema Ausgangssperre:
https://www.fr.de/politik/coronakrise-deutschland-sind-kontaktsperren-ausgangsbeschraenkungen-rechtswidrig-13611821.html
Zur Gefahr einer weltweiten Wirtschaftskrise:
https://www.ajourmag.ch/seuche-schulden-solidaritat/
Zum Thema Gefängnisse:
https://criminalsforfreedom.noblogs.org/post/2020/03/26/knast-tegel-zustaende-durch-corona-pandemie/
Zum Thema Geflüchtete:
https://de.indymedia.org/node/73802
Warum nicht jede*r einfach zu Hause bleiben kann
https://www.freitag.de/autoren/elsa-koester/wer-jetzt-allein-ist-wird-es-lange-bleiben
Habts gut alle zusammen,
wenn ihr Probleme habt, und sei es nur Angst oder Sorge, dann meldet
euch bei uns!
Tobias
Solidarwest 27.03.